Geschichte

Die Gründung

Es war ein mutiger Schritt, im 1886 als 21 junge Turner kurz nach Neujahr im sogenannten Turnkeller im Primarschulhaus den Turnverein Uetikon gründeten. Es gehörte wirklich Mut dazu, sich in dieser Zeit zum Turnen zu bekennen. Die eigentlichen Initianten waren Lehrer Jakob Volkart, Emil Schnorf und Jean Weber. Ein eigentliches Gründungsprotokoll fehlt, der erste Eintrag im Protokollbuch sind die 48 Paragraphen umfassenden, ersten Statuten, datiert vom 7. August 1886. Der Zeck des Vereins wurde im Paragraph 1 wie folgt umschrieben: Der Turnverein Uetikon am See hat die körperliche und geistige Ausbildung seiner Mitglieder zum Zweck, wodurch der Körper ab Kraft, Gewandtheit und Ausdauer, der Geist an Mut, Selbstbeherrschung und Beharrlichkeit gewinnen soll und so zu Nutzen und Frommen des Vaterlandes zu wirken.

Wer sich als Aktivmitglied meldete, musste das sechzehnte Altersjahr zurückgelegt haben und unbescholtenen Rufes sein. Das Eintrittsgeld betrug 1 Franken, der Monatsbeitrag 40 Cts.

Als erster Vorstand zeichnete:
Präsident Emil Schnorf
Aktuar Louis Wismer
Quästor Rudolf Brändli
Oberturner Jakob Volkart
Beisitzer Heinrich Müller

Bereits 1887 trat der Verein am Turnverband am Zürichsee bei und wurde anlässlich der Kant. Turnfahrt auf den „Lauf“ ob Wald 1901 in den Kantonalverband aufgenommen. Gleichzeitig erfolgte die Aufnahme in den Eidgen. Turnverein und somit war der der junge Verein vollwertiges Mitglied der schweizerischen Turnergemeinschaft.

Aus alten Zeiten…

Der junge Turnverein hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Turnerei gegenüber bestand ein gewisses Misstrauen seitens der zumeist bäuerlichen Bevölkerung, die den Nutzen des Turnens nicht einsah. Denn der wer die Sekundarschule in Männedorf nicht besuchen durfte, kannte die die Turngeräte nur vom Hörensagen. Als erstes Turnlokal stellte die Schulpflege den sogenannten Turnkeller im Primarschulhaus unentgeltlich zur Verfügung, ein Vorratsraum für das Heizmaterial. Vor einem Fest war der Verein genötigt, seine Turnstunden nach auswärts zu verlegen. Beim Turnverein Männedorf fanden die Uetiker gute Aufnahme und das gegenseitige freundschaftliche Verhältnis mit dieser Nachbarsektion hat sich bis heute gut erhalten.

Auf eigene Kosten war im Turnkeller als einziges Gerät ein Reck installiert. Der erste Oberturner, Lehrer Jakob Volkart, versuchte, trotz allen Hemmnissen, einen flotten Turnbetrieb in Gang zu bringen. Wöchentlich wurde eine Turnstunde abgehalten. Wer sich den Anordnungen des Vorturners nicht unterwarf, konnte von diesem mit Busse bis zu 50 Cts. belegt werden. Zuspätkommen wurde mit 10, unentschuldigtes Fernbleiben mit 20 Cts. gebüsst.

Die erste turnerische Tat war eine Turnfahrt auf den Bachtel, selbstverständlich alles zu Fuss, denn damals gehärten die Strassen noch dem Fussvolk. Durch Werbung von Passivmitgliedern und die Veranstaltung von Kränzchen versuchte man, sich den finanziellen Rückhalt zu sichern. Der Beitrag für die 32 Passivmitglieder im Mindestalter von 22 Jahren betrug pro Mitglied 5 Franken, zahlbar in zwei Raten.

Im Februar 1887 trat der Verein in der „Krone“ erstmals mit einer „Gymnastischen-theatralischen Vorstellung“ vor die Öffentlichkeit. In den ersten zwei Abeilungen bot man Stabübungen, bei denen der Berichterstatter trotz unausgesetztem Spähen keinen Fehler herausfinden konnte. Schulringen Pyramiden und Keulenschwingen hielten die Anwesenden in grösster Spannung. Dann folgten eine komische Pantomime, ein Schwank und ein lebendes Bild mit bengalischer Beleuchtung. Mit einer Öffentlichen Tanzbelustigung fand die Veranstaltung einen gelungenen Abschluss. Die Aufführung begann am Sonntag punkt 5 Uhr, da der Samstag noch ein voller Arbeitstag war. Der Eintritt betrug 60 Rappen bis Fr. 1.20. Ein Fabrikarbeiter verdiente damals bei 10-ständiger Arbeitszeit rund 4 Franken im Tag.

Über die Aufführung im folgenden Jahr war im Volksblatt für den Bezirk (heute Zürichsee Zeitung) zu lesen: Für mein Leben gern sehe ich die kraftstrotzenden Gestalten junger Turner und solche bekam ich am Sonntag in Uetikon wirklich zu sehen und zwar in einer Anzahl, die dem nicht volkreichem Ort alle Ehre macht. Besonders gelungen waren die Pyramiden, die fast so fest standen wie die Ägyptischen.

Im Juni 1889 nahm der Turnverein am Seeverbandsfest in Wald teil. Unter dem Kommando von Posthalter Louis Wismer klassierte sich der TV von 19 Sektionen ohne Kranz im letzten Rang. Die Hauptrolle spielten damals die Stab- und Ordnungsübungen, die bis in die zwanziger Jahre die Glanzpunkte der Turnfeste und Schauturnen waren. Die Freiübungen wurden in „statischer Bewegung“ ausgeführt, dabei führte die Bewegung auf dem kürzesten Weg in eine Stellung, die mit Sorgfalt gehalten werden musste. Die Beherrschung mustergültiger Haltung und deren Wechsel in genauem, gleichmässigem Takt waren Aufgabe der damaligen Haltungsschule. Das Ordnungsturnen galt als erstklassiger Wegbereiter zur straffen Manneszucht.

Im gleichen Jahr erstellte der Verein auf dem Schulhausplatz ein eigenes Reck. Die Schulpflege leistete einen Beitrag von 15 Franken für die Benützung durch die Schule.

Der ständige Oberturnerwechsel, sechs verschiedene in den ersten 10 Jahren, brachten den Verein fast zur Kapitulation. Die ersten drei Oberturner waren Lehrer, die aber unsere Gemeinde schon nah kurzer Zeit wieder verliessen. Zum grossen Leidwesen der Turner wurde darauf eine Verweserin gewählt, so dass von dieser Seite gar nichts zu hoffen war. Der Aktuar, Rudolf Pfister, schreibt im Protokollbuch über diese schwierige Zeit: Ein eigentlicher Turnverein bestand nicht mehr, die Mitgliederzahl bis auf 4 zusammengeschrumpft, Versammlungen wurden keine mehr abgehalten, geturnt nur wenig, kein Oberturner und schon sah man in der Gemeinde mit grösster Freude dem Untergang des Vereines entgegen. Dies sollte jedoch nicht der Fall sein, einigen Wenigen gelang es den Verein aufrecht zu erhalten.

Und langsam ging es wieder aufwärts, die Krise schien überwunden zu sein. Der verein erfreute sich einer zunehmenden Sympathie seitens Bevölkerung, dies kam bei einer Sammlung für das erste Vereinsbanner besonders zum Ausdruck. Die Sammlung ergab die beträchtliche Summe von 596 Franken. Es war eine auf Seide gemalte Fahne vom Fahnenmaler Dübendorfer in Wald zum festen Peis von 350 Franken. Gleichzeitig wurde für 70 Franken ein Trinkhorn angeschafft. Mit der Fahnenweihe im August 1893 war ein Schauturnen verbunden auf der Wiese, wo heute das Konsumgebäude steht. Gegen ein Entgelt von 100 Franken wirkte der 14 Mann starke Musikverein Uetikon mit. Der Eintritt betrug 30 Rappen, das Festbankett inkl. Wein kostete 2 Franken. Erste Patensektion war der Turnverein Meilen. Beim Zug durch die Gemeinde wurde die stramme Turnerschar mehrmals angehalten und es wurden derselben Ehrentränke kredenzt. Für ihre Verdienste um den Verein wurden Emil Meier und Carl Corrodi zu unseren ersten Ehrenmitgliedern ernannt.

Unsere ehemaligen Vorstandsmitglieder

Präsident Oberturner Vizepräsident Aktuar Kassier
Emil Schnorf 1886 Jakob Volkart 1886 Emil Leemann 1887 Louis Wismer 1886 Rudolf Brändle 1886
Jakob Volkart 1887 Emil Hafner 1887 Jean Weber 1891 Rudolf Pfister 1890 Walter Billeter 1891
Emil Meier 1888 Ludwig Wismer 1889 Jean Gross 1894 G. Pfenninger 1894 Heinrich Steiger 1894
Jean Weber 1894 Arnold Schnyder 1889 Reinhold Meier 1896 Albert Reimann 1896 Heinrich Wirz 1897
Jean Gross 1896 Emil Meier 1891 Gottfried Meier 1897 Adolf Walder 1898 Jakob Böhler 1902
Adolf Walder 1900 Jean Weber 1893 Jean Gross 1901 Karl Bommeli 1900 Arnold Reimann 1904
Jean Gross 1907 Jean Gross 1896 Ernst Strickler 1904 Arnold Reimann 1906 Jakob Dohner 1905
Heinrich Schnorf 1909 Heinrich Wirz 1904 Heinrich Wirz 1905 Jean Gross 1904 Hermann Bommeli 1906
Adolf Walder 1911 Jean Wirz 1909 Jean Wirz 1909 Otto Reimann 1906 Jean Schnorf 1907
Heinrich Leemann 1915 Emil Müller 1914 Emil Müller 1915 Heinrich Schnorf 1907 Fritz Meier 1909
Fridolin Böhler 1916 Gottfried Bolli 1919 Gottfried Bolli 1919 Willi Häfeli 1909 Fridolin Böhler 1910
Jakob Hepp 1920 Cäsar Schlatter 1927 Cäsar Schlatter 1927 Wilhelm Schranz 1910 Karl Zollinger 1912
Hans Kunz 1925 Karl Dietschweiler 1931 Armin Huber 1931 Heinrich Schnorf 1911 Emil Müller 1914
Heinrich Meier 1929 Christian Vetsch 1938 Karl Dietschweiler 1932 Fridolin Böhler 1912 Severin de Agostini 1915
Hans Kunz 1931 Hans Meyer 1948 Christian Vetsch 1939 Max Oertli 1916 Hans Diggelmann 1916
Rudolf von Gunten 1933 Fritz Graf 1956 Hans Meyer 1949 Jakob Hepp 1919 Gottfried Bolli 1918
Lieni Schmid 1935 Reinhard Wehrli 1958 Fritz Graf 1956 Walter Müller 1920 Walter Müller 1919
Albert Berweger 1940 Alfred Karli 1959 Alferd Karli 1957 Lieni Schmid 1923 Otto Grohmann 1920
Adolf Walder 1941 Otto Müller 1960 Heinrich Leemann 1958 Armin Huber 1928 Hans Kunz 1922
Albert Steiger 1948 Ernst Meier 1962 Otto Müller 1962 Adolf Walder 1933 Jakob Billeter 1925
Albert Leemann 1953 Jörg Heilig 1965 Hans Hugentobler 1963 Gottfried Meier 1935 Hans Wirz 1927
Kurt Friz 1957 Josef Kurmann 1966 Klaus Kempin 1965 Heinrich Effinger 1938 Hans Müller 1928
Hans Brunner 1962 Hanspeter Schwarz 1968 Ernst Meier 1967 Albert Steiger 1943 Hans Beck 1929
Hans Ramseyer 1963 Marco Heilig 1969 Hans Lüssi 1968 Rudolf Zimmermann 1948 Christian Vetsch 1934
Hans Lüssi 1969 vakant 1973 Ernst Gredig 1969 Willi Züblin 1953 Oskar Schärer 1936
Walter Streuli 1976 Roland Fleuti 1976 Paul Brem 1975 Kurt Friz 1955 Albert Berweger 1937
Heinz Beer 1981 Heinz Effinger 1982 Heinz Effinger 1984 Heinrich Leemann 1957 Rudolf Müller 1940
Paul Brem 1984 Kaspar Steiger 1984 Stefan Schärer 1999 Siegfried Gimmi 1958 Albert Leemann 1944
Max Schlegel 1989 Thomas Gosteli 2004 Werner Vetsch 1959 Otto Lüssi 1949
Christian Nüssli 1992 Pascal Brem 2011 Hans Ramseyer 1961 Ernst Beer 1952
Heinz Effinger 1999  Michael Beer  2016 Christian Vetsch 1963 Raimund Häfeli 1957
Stefan Schärer 2004  René Koster  2017 Ernst Trudel 1966 Heinrich Leemann 1958
Markus Effinger 2011 David Marty 2019 Rudolf Pfenninger 1969 Hans Hugentobler 1962
René Koster 2019 Erwin Richter 1975 Klaus Kempin 1966
Brigitte Mähr 1979 Ernst Gredig 1967
Max Schlegel 1984 Hansruedi Krähenbühl 1979
Maya Pfister 1985 Max Schlegel 1985
Martin Kempf 2008 Stefan Schärer 1989
Christian Treichler 1999
Michael Beer 2011

Ab 1975 Technischer Leiter mit folgenden Aufgaben:
– Unterstützung und Koordination der Riegen
– Leiten eines Allgemeinturnens als Technischer Leiter

Technischer Leiter
Marco Heilig 1975
Paul Brem 1976
Heinz Effinger 1984
Thomas Bisig 1999
Rolf Suremann 2004
Pascal Brem 2016

Quelle: 100 Jahre Turnverein 1886 – 1986 Fritz Steiger